Niederalben 
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erlebe die pfalz

 

Paul Geibel

In diesen Tagen (März 2023), wo ein neuer Krieg in Europa herrscht erhielten wir von Ingetraud Neu Dokumente und Bilder zu ihrem Onkel Paul Geibel, der im Dezember 1943 an der Ostfront seinen Verletzungen erlag. Die Briefe geben einen sehr intimen Einblick in das Leben und die Gefühle des jungen Soldaten und seiner Familie in Niederalben. Bei der Lektüre wird es einem immer unfassbarer, dass wir in Europa und natürlich besonders die Ukraine, wieder diese Nöte erfahren müssen und Menschen ihr Leben lassen.

 

Ingetraud Neu

Vielen Dank an Ingetraud Neu, die alle Unterlagen Ihrer Familie zusammengetragen und die Briefe transkribiert hat.

Die Briefe berichten nicht von Grausamkeiten, sie geben uns kein detailliertes Bild der Kampfhandlungen und nur wenige Andeutungen lassen auf mehr schliessen.  Stattdessen spürt man das Warten auf neue Briefe und Zusendungen aus der Heimat, den Kampf mit der fremden Natur, gegen die Kälte und die Nässe.  Der Kontakt mit alten Freunden aus der Heimat sowie den neuen Kameraden machen es etwas leichter.

Man kann aus fast jeder Zeile mehr herauslesen, und mit den eigenen Eindrücken, die man sich aus Literatur und Filmen gemacht hat, ein klareres Bild schaffen, mit welchen Widrigkeiten Paul zu kämpfen hatte.







Ein Älwer Bub


Paul Geibel, geboren 1924 in Erzweiler, zog Mitte der 30er Jahre mit seiner Familie nach Niederalben. Der Ort Erzweiler wurde in jenen Jahren durch den neu entstandenen Truppenübungsplatz teilweise geräumt.


Die Famile bezog ein Haus an der Hauptstraße, das noch weiterhin im Familienbesitz ist und heute noch das Heim des Schwagers, Werner Neu und der Familie der Nichte Ingetraud Neu, ist.


Der Gesellenbrief trieft von Pathos und ist direkt eine Verpflichtung, mit dem Abschluß der Ausbildung, den Kampf um das "Lebensrecht des deutschen Volkes" aufzunehmen.

Paul machte in St. Julian eine Kaufmannslehre von März 1939 bis Februar 1942. Damit endete auch sein ziviles Leben und er wurde zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und direkt darauf zum Wehrdienst an die Front.

Bevor wir mehr über Pauls Leben als Soldat erfahren, sehen wir ihn hier als jungen Mann in Kreise seiner Familie und in der Natur, als Mitglied der Hitlerjugend  und im Reichsarbeitstdienst. Seine Ausbildung, Kirmes, Freunde sind ihm wohl genauso wichtig gewesen, wie den Generationen zuvor und danach.

Das kleine Mädchen auf dem Gruppenbild ist Elfriede, Pauls Schwester, die aktiv an der Briefkorrespondenz teilnimmt.



In den Briefen lesen wir sehr viel von Willi, dem Pflegebruder. Willi wurde in den Jahren zuvor als Pflegekind in der Familie von Paul aufgezogen und nahm auch als Soldat an dem Krieg teil. Wir sehen ihn hier auf einem Foto mit Kameraden (ganz rechts) und zusammen mit Paul, der noch in Zivil posierte.


Der Soldat



Der Wehrpass, wohl eines der wichtigsten Dokumente jener Zeit für einen jungen Mann.

Daten zur Person, Ausbildung, Reichsarbeiterdienst abgeleistet, belehrt über Spionage und Spionageabwehr und ein paar Informationen zu den Frontabschnitten.

März 1943

Aus der Heimat direkt an die Front. Es gibt nur wenig Hinweise auf eine intensive Ausbildung als Soldat. Die Front lag wohl gleich nebenan.



Auf Fahrt Donnerstag im März
Ihr Lieben Alle!
Die besten Grüße von einem Aufenthalt im Osten sendet euch Paul. Wir fahren nun schon 5 Tage und wer weiß noch wie viel. Ostpreußen liegt nun schon lange hinter uns. Hier oben ist es schon richtig kalt. Die Gegend ist eben und ist schon hier im Baltenlande der Anfang vom Russischen Paradies. Die Fahrt geht nur ganz langsam, aber trotzdem wir dicht gedrängt liegen, geht es uns gut und fehlt auch nicht an Humor. Habe mir gerade einen guten Bohnenkaffee gekocht, denn den bekommen wir zugeteilt. Sonst geht es mir noch gut, und hoffe, dass wir bald am Ziel sind. Wir fahren über Tauroggen und Schaulen (Städte in Litauen).
Für heute viele Grüße euer Paul


Im Osten, 10.03.1943

Ihr Lieben Alle!
Endlich will ich auch mal was von mir hören lassen. Mir geht es noch gut, was ich von euch hoffe. Wir waren 8 Tage auf Fahrt und wurden am Sonntag Abend um 6 Uhr ausgeladen. Anschließend
mussten wir noch einige Kilometer marschieren und schliefen dann bis morgens um 6 Uhr. Dann wurden wir in die Moorbahn verladen und ging es der Front entgegen. Wir liegen z.Z. noch 3 Km
hinter der Front und morgen werden die ersten in die Stellung ziehen. Ich selbst bleibe vorerst noch hier im Bunker mit einigen Kameraden beim Btl., denn wir bilden den Aufklärungszug.
Gestern war ich das erste mal mit an der Front. Hier ist die Front ziemlich still, am Tag hört man nur ganz selten einen Schuss und nachts hört man auch nicht viel. Hier ist nur Stellungskrieg und
liegt der Wald zwischen den Stellungen. Hier oben ist noch alles weiß. Es ist aber nicht mehr kalt, nur fegt der Wind über die Sumpffläche. Heute Nacht hat es nun angefangen zu tauen und wird
auch hier bald zu Ende sein mit dem Schnee.
Wir liegen hier mit 8 Mann in einem H.bunker und es ist ganz gemütlich. Noch 3 Kameraden aus meiner Kompanie liegen hier bei mir und auch sonst noch Bekannte. Nun will ich schließen, denn
wir müssen sparsam mit den Lichtern umgehen.
Grüße an Willi (
Pflegebruder) und gute Besserung.
Für heute viele Grüße und auf Wiedersehen
Paul



Im Osten, 16.03.1943

Liebe Eltern!
Heute will ich mal wieder was von mir hören lassen. Also vornweg: mir geht es noch gut, was ich auch von euch hoffe. Also vorerst macht euch keine Gedanken, denn ich bin jetzt immerhin noch 2-3 km hinter der Front beim Btl.Stab. Wir liegen nur hier als Aufklärungszug und machen richtigen Kasernendienst und werden weiter an andern Waffen ausgebildet. Nachts müssen wir 2 Stunden Wache stehen und jede 3. Nacht haben wir frei. Wir liegen zusammen mit 9 Kameraden, die alle aus unserer Gegend sind, bis auf 2 alte. Unsere freien Stunden verwenden wir dazu, dass wir unseren Bunker immer schöner und wohnlicher einrichten, denn zu andern Unternehmen können wir vorerst nicht starten, da ein Fluss zwischen uns und dem Iwan liegt.
Sobald ihr meinen Brief erhaltet, schreibt mir doch mal bitte, wie es Willi (Pflegebruder) geht, denn ich muss immer an ihn denken. Na vorerst ist er doch wenigstens aus dem Russischen Paradies
und hoffentlich heilt seine Verwundung gut aus. Wo ist eigentlich Robert. Elfriede (Schwester) soll doch mal gleich nach seiner Adresse fragen und schreibt sie dann gleich. Ebenfalls kann Elfriede
in St. Julian nach Eugen seiner Adresse fragen, denn habe sie verloren.
Nun hätte ich noch eine Bitte: Versucht doch bitte mal das Nationalblatt für mich zu bestellen, damit man wenigstens nicht ganz hinter dem Mond lebt. Unser Kommandeur hat uns wohl einen
Radioapparat versprochen, aber vorerst ist er noch nicht hier. Was gibt es sonst in Niederalben neues. Nun mache ich so langsam Schluss, denn habe von 8 – 10 Uhr Wache und dann wird auf
die Pritsche gehauen und gepennt bis morgen früh 7 Uhr.
Für heute herzliche Grüße euer Sohn Paul
Viele Grüße an Großeltern und Elfriede
Hinter meine F.P.Nr. macht jetzt Buchstabe A, da ich nun beim Stab bin. Sonst dasselbe. Die
andere Post bekomme ich auch, da ich sie von Hp. abhole.


Russland, den 20.03.1943

Ihr Lieben Alle!
Komme gerade vom essen und will euch in meiner Freizeit, die bis 2 Uhr geht, schnell ein paar Zeilen schreiben. Mir geht es noch gut, was ich auch von euch Allen noch hoffe. Das Leben kann man hier so aushalten und das Essen ist auch gut. Gestern gab es Nudeln, Gulasch und Pudding, nur Kartoffeln und Marmelade vermissen wir alle zusammen. Bei uns hat nun auch starkes Tauwetter eingesetzt, das alles in Wasser und Sumpf verwandelt und wird es in Kürze nur noch über Knüppeldämme möglich sein für Transporte. Trotzdem wir hier im Stellungskrieg liegen und der Iwan in ziemlicher Entfernung liegt, haben wir fast jeden Tag Ausfälle. Von meinen Kameraden, die mit mir hier ins Btl. kamen, sind auch schon 3 gefallen. Wenn man dieses zum ersten Mal erlebt, dann hat man so ein komisches Gefühl, aber trotzdem muss man hart bleiben, denn das fordert einmal der Krieg. Während wir hier oben noch zum Stillhalten gezwungen sind, sind unsere Kameraden im Süden wieder auf dem Vormarsch und wollen wir hoffen, dass dieses Jahr der
Krieg hier in Russland ein siegreiches Ende nimmt. Die Landser hier vorne im Schützengraben glauben alle dran und werden auch alles tun, was in ihren Kräften steht.
Seid nun alle herzlich gegrüßt von eurem Paul
Wenn Ihr einen Film bekommen könnt, so schickt ihn bitte.




Russland, den 30.03.1943
Ihr Lieben Alle!
Nun sind es schon 4 Wochen, dass ich von zu Hause fort bin und in Russland bin. Da ich gerade heute Abend Zeit habe, will ich euch schnell einen Brief schreiben. Mir geht es noch gut, was ich
auch noch von euch hoffe.
Hier verläuft ein Tag wie der andere und mit der Zeit gewöhnt man sich daran und der Tag verläuft wie ein Uhrwerk. Mit der Zeit wird durch das Tauwetter alles in ein Wassermeer verwandelt und ist
man den ganzen Tag unten nass, aber wenn ich mittags oder abends zurückkomme, so kann ich mich in einen schönen warmen Bunker setzen und auch ausschlafen wenn ich keine Wache stehe.
Und damit wir auch was von der Heimat und der Welt hören hier am dem Ende der Welt, wie der Landser unseren Frontabschnitt nennt, sind wir eine der ganz wenigen glücklichen Bunkerbesatzungen, die ein Radio hören. Wenn man des abends den Ofen schon auf Touren
gebracht hat und hört deutsche Musik, dann fühlt man sich wie zu Hause und man glaubt nicht, dass man in Russland wäre. Soeben brachte der Nachrichtendienst die Aufhebung der
Feldpostsperre, das wirkte mehr als eine Sondermeldung. Zulassungsmarken erhalten wir in den nächsten Tagen und übersende sie euch dann gleich. Nun hätte ich mal gleich wieder einen
Wunsch. Wenn ihr noch Pudding habt und auch etwas Zucker, so könnt ihr das in 100g Päckchen schicken. Rauchwaren braucht ihr keine zu schicken, denn wir erhalten hier auch. Ich tausche
meine Rauchwaren immer gegen Drops oder Bonbons, denn erhalten 1-2 Rollen jeden Tag und habe ich doch wenigstens Ersatz für Zigaretten.
Schreibt mir doch bitte mal Onkel Adolf seine Adresse und wo er ungefähr liegt, denn wie er doch sagte, liegt er südlich vom Ladogasee und könnte es der Fall sein, dass er ganz in meiner Nähe
liegt. Wo ist denn Albert, ist er immer noch im Lazarett oder kam er fort. 
Nun will ich für heute schließen, in der Hoffnung, dass Ihr noch alle gesund seid.
Viele herzliche Grüße
euer Paul!
Viele Grüße an Schollese, Willi und Erzweiler.
Lege euch eine Luftpostmarke bei, die anderen folgen.

April 1943

Der einsetzende Frühling muss ihnen schwer zu schaffen machen. Jeder Brief bezieht sich darauf. Seine Worte strahlen auch etwas von jugendlicher Unverwüstheit aus. Interessant, wie regelmäßig der Briefverkehr war und trotzdem kleinste Dinge nicht von der Armee bereitgestellt werden können.


Russland, den 02.04.1943
Ihr Lieben Alle!
Gestern euren Brief erhalten, wofür herzlichen Dank. Für uns war es wie ein Fest, als wir gestern die erste Post aus der Heimat erhielten. Wir waren alle so lustig und fröhlich und als wir abends dann noch Wodka erhielten, da haben wir noch etwas gefeiert und das Radio spielte und vergisst man alles für kurze Zeit und fühlt sich ganz frei. Nun ist es 2 Uhr. Wir kommen jetzt gerade aus Stellung und will euch schnell noch ein paar Zeilen schreiben. Anschließend kann ich schlafen bis 10 Uhr und dann geht der Arbeitsdienst oder anderer Dienst los. Um 6 Uhr gehen wir wieder in Stellung bis 12, so geht es jede Nacht. Nun wird alles so langsam zu Matsch und Wasser. Die
Bunker stehen unter Wasser und in unseren Gräben steht das Wasser bis in Kniehöhe und noch tiefer. Wenn ihr mich jetzt sehen würdet, ihr würdet mich kaum erkennen. Aber kann uns nicht erschüttern, denn uns kann keiner. Sonst geht es mir immer noch gut. Nur hätte ich schon wieder ein Anliegen an euch. Ich brauche ein Taschenmesser und einen Kamm.
Wie du schreibst, hat aber Willi (
Pflegebruder) eine ziemlich schwere Verwundung, hoffentlich heilt sie wieder gut aus. Schreibe mir doch bitte, wer noch von den alten Kameraden bei Hans Katarius
war und wo sie ungefähr liegen. 
Nun will ich schließen in der Hoffnung, dass es euch noch gut geht, was bei mir auch noch der Fall ist.

Für heute herzliche Grüße euer Paul



Osten, den 10.04.1943
Meine liebe Schwester Elfriede! (damals 10 Jahre alt)
Deinen Brief erhalten, wofür herzlichen Dank. Ich habe schon gedacht, du würdest mir nicht eher schreiben, bis du Post von mir bekommst, aber umso mehr hat es mich gefreut, gestern von dir
einen Brief zu erhalten. Wie ich daraus ersehe, seid Ihr noch alle gesund, was bei mir auch immer noch der Fall ist. Wenn ich auch über Tag in Wasser und Schlamm Knüppeldämme baue und des
Nachts Wache stehe, so macht es mir doch nichts aus, denn in Russland wird man hart. Wir haben es hier noch ziemlich gut, denn wenn wir zurückkommen, dann haben wir einen warmen Bunker
und das Radio sendet uns Musik aus der Heimat, dann vergisst man alles vom Tag. Bei uns geht der Schnee jetzt auch ganz weg und wird jetzt alles zu Schlamm, aber dafür wird es jetzt wärmer.
Gestern Abend haben wir wieder so ein bisschen gefeiert mit Ziehharmonika und Wodka und brummt mir heute noch der Kopf.
Zeitungen darfst du mir immer schicken, denn du weißt, dass ich gerne lese.
Ich werde dir in den nächsten Tagen auch ein Päckchen schicken.
Sei nun herzlich gegrüßt von deinem Bruder Paul.
Viele Grüße an Eltern und Großeltern


Russland, den 14.04.1943
Lieber Vater und Alle!
Heute Mittag deinen lieben Brief und eure 2 Pakete bei bester Gesundheit erhalten, wofür ich euch herzlich danke, ebenfalls Mutters Brief vom 08.04. Mir geht es immer noch gut, was ich auch von euch hoffe.
24.04.1943 Nun will ich endlich den Brief fertig schreiben. Morgen ist Ostern, ihr werdet etwas beunruhigt sein, weil ihr etwas länger auf die Post warten musstet wie gewöhnlich. Aber keinen
Grund, denn wir wurden diese Woche abgelöst und bleiben 3-4 Wochen beim Tross, das ganze Btl. zur Ausbildung und verbringe ich auch Ostern etwas ruhiger. Nun will ich euch etwas näheres
mitteilen weshalb ich nicht schreiben konnte. Hier ist alles überschwemmt. Wir wurden am Montag abgelöst und gingen meine Sachen auch mit zurück, da man in den Taschen nichts haben konnte, weil man den ganzen Tag nass war und blieben wir mit 15 Mann zurück und kamen erst heute Nacht mit dem Boot zurück.
Ich werde die Tage vom 18. - 23. nie vergessen. Der Kampf mit dem Feind war nicht schwer, aber um so größer war der Kampf mit der Natur. Ich kann mir nicht vorstellen was schwerer ist, als mit
dem Wasser zu kämpfen. Aber nun ist alles vorbei. Morgen werden wir auch hier Ostern feiern, denn es gibt Marketender-waren.
Als ich heute hier ankam, fand ich 1 großes und 4 kleine Pakete von euch vor, ebenfalls 3 Päckchen von Tante aus Kusel. Haben prima geschmeckt und morgen werde ich mir den Kuchen gut schmecken lassen. Es wird nun so langsam dunkel und schreibe euch morgen
wieder.
Will euch auch mitteilen, dass ich am 20. zum Gefreiten befördert wurde und bin ab 01.04.43
schon Gefreiter. Ich bin auch wieder bei der Kompanie und könnt wieder auf 28667 schreiben, denn diese behalte ich jetzt. Lege 2 Zulassungsmarken bei.
Für heute herzliche Grüße und ein frohes Osterfest wünscht euch allen.

Paul

Morgen mehr.


Russland, den 28.04.1943
Ihr lieben Alle!
Nun ist Ostern vorbei und will ich euch wieder ein paar Zeilen senden. Mir geht es wie immer noch gut, was ich auch von euch hoffe.
Bei uns hat nun die Regenperiode eingesetzt und werden die Überschwemmungen immer größer. Das fahren mit Fahrzeugen ist hier fast ganz unmöglich. Der Nachschub und der Verkehr spielt
sich fast nur noch mit Booten auf dem Wasser ab. Ich bin froh, dass wir nicht mehr in Stellung liegen, denn dort ist alles abgesoffen. An Ostern habe ich eine kleine Fahrt auf der Tegoda gemacht und haben wir unsere Marketenderware geholt. Wir bekamen das erste Bier hier in Russland, Schnaps, Rauchwaren und was so dazu gehört. Abends haben wir unsere Beförderung und einige alte Kameraden wurden ausgezeichnet und war es sehr gemütlich.
Nun hätte ich mal wieder einige Wünsche, ich glaube ich verlange zu viel und mache euch nur unnötig Arbeit. Wenn Ihr könnt, schickt mir Kaffee gemahlen und Tee in 100gr. Päckchen und wenn
ihr etwas Süßstoff besorgen könnt, wäre ich sehr froh, denn da hat man kein Gepäck und den Kaffee kann man sehr gut gebrauchen.
Wo ist eigentlich Edwin (Vater von Norbert Michel) und was schreibt er, denn habe noch nichts von ihm gehört. Was machen denn Kleins Buben (Onkel von Sigrun Bahr) und was gibt es Neues in
Niederalben, denn man ist immer froh, wenn man etwas über die Heimat erfährt.
Wie geht es Schollese und Großeltern, hoffentlich noch gut.
Nun lege ich euch noch 2 Marken bei, die auf dem Päckchen waren.
Für heute herzliche Grüße euer Paul!


Mai 1943

Der Übergang von der Ausbildung zum richtigen Einsatz und immer wieder Schlamm.


Russland, den 02.05.1943
Liebe Mutter!
Heute ist der erste Sonntag im Mai. In Friedenszeit war sonst immer an diesem Tag unsere Kirmes und heute sitze ich hier am Wolchow oder wie es der Soldat nennt, am Arsch der Welt. Es wird aber auch wieder die Zeit kommen, wo wir an diesem Sonntag glücklich zusammen unsere Kirmes feiern können.
Heute haben wir mal wieder etwas Zeit, aber die schönen Tage, die wir hier bei der Ausbildung verbringen, wird auch bald wieder vorbei sein. Wir haben ja auch gerade nichts schönes bei der
Ausbildung, aber gegen vorn ist es immer noch Gold. Nun haben wir auch gedacht, der Frühling würde bald einkehren, aber zu unserer Überraschung fing es gestern mal wieder an zu schneien.
Ihr Lieben Alle. Mir geht es wie immer noch gut und mir hat auch das schlimmste Wetter nicht und fühle mich immer wohl.
Mutters lieben Brief erhalten, wofür herzlichen Dank. Du fragst in deinem Brief an, wie der Honig gescheckt hat, er kam gut an und war prima, ebenfalls der Kuchen. Ihr könnt ruhig in einem Paket
wieder etwas schicken, denn Kuchen geht auch in kleinen Päckchen. Den Pudding habe ich mir auch gekocht und hat auch mit Wolchow-Wasser gut geschmeckt. Wenn ihr nochmal etwas schickt, dann wäre ich froh ebenfalls Maggiwürfel, denn wenn man immer draußen ist und fast kein Schlaf, dann hat man guten Appetit. Bekam auch gestern von Familie ??? 2 Päckchen. Um mich braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, denn ich schlage mich immer durch und werde auch aufpassen.
Willi hat mir auch geschrieben, dass er im Osten zu Hause ist.
Meine Post erhalte ich z.Z. auch in 10-12 Tagen.
Wie ist eigentlich die Stimmung zu Hause.
Hoffentlich kann Vater noch zu Hause bleiben. Ja, die ziehen jetzt wieder viele ein. Wir können sie auch gebrauchen.
Die herzlichsten Glückwünsche zum Muttertag sendet der lieben Mutter dein Sohn und euch liebe Grossmutter.

Osten, 13.05.1943
Liebe Eltern!
Eure beiden Briefe erhalten, wofür herzlichen Dank. Heute habe ich gerade wieder etwas Zeit und will euch gleich schreiben.
Am 7. wurde unsere Ausbildung unterbrochen, denn der Russe machte Rabatz und mussten wir sofort in Stellung gehen. Dieses war eine richtige Feuertaufe für uns. Auf dem Wege zur Stellung
wurden wir schon tüchtig beschossen und hatten schon die ersten Verwundeten. Ich hatte nichts bei mir, als mein Trilschzeug (Drillich?) und mussten wir 4 km durch Wasser, das uns bis zum Hals reichte und dann noch kämpfen. So stand ich bis heute auf Posten, immer im Wasser. Aber nun ist der Rabatz wieder zu Ende und sind wieder zurück. Ich denke immer. auch dieses geht vorüber und kam ja glücklich davon.
Seit einigen Tagen scheint auch bei uns die Sonne, die Bäume werden grün, das Hochwasser fällt und endlich will es auch bei uns Frühling werden. Aber ihr dürft euch den Frühling nicht wie in Deutschland vorstellen. Denn hier sieht man keine Blümchen, kein blühender Baum oder grüne Wiesen, sondern nichts als Sumpf und Wald.
Ja, bei euch ist es jetzt herrlich, da grünt und blüht alles. Wenn ich auch den Frühling fern der Heimat verleben muss und vieles entbehren muss, so tue ich alles gerne, wenn dieser Krieg ein
gutes Ende für uns hat.
Liebe Mutter du schreibst, hoffentlich könnte ich bis Herbst in Urlaub kommen, so schnell geht das mit Urlaub nicht und wird noch etwas länger dauern.
Wie ihr schreibt, war Willi (Pflegebruder) an Ostern auch in Urlaub, nur schade, dass er jetzt im Gesicht alles aufbricht, aber der wird auch froh gewesen sein nach so langer Zeit in Urlaub zu sein.
Wie geht es eigentlich euch und Großeltern, hoffentlich noch gut, was bei mir nach wie vor immer noch der Fall ist.
Nun für heute genug, denn es geht gleich weiter zum Quartier. Seid nun herzlich gegrüßt von eurem Sohn Paul.
Viele Grüße an Großeltern und Elfriede.



Osten, den 18.05.1943
Meine Lieben!
Am Sonntag 1 großes Paket und 6 kleine Nr. 19/20/21/24/25 erhalten, wofür herzlichen Dank. Die Sachen waren noch alle gut und haben sehr gut geschmeckt.
Will euch heute gleich antworten, denn erhielten gestern wieder Päckchenmarken und habe noch eine gegen Rauchwaren eingetauscht. Wenn ihr mir dieselben schickt, dann bitte nicht alle
zusammen. Von Kusel Tante erhielt ich auch wieder 4 Päckchen.
Nun will ich mal gleich anfragen wie es Onkel und Tante in Aschbacherhof geht, denn erhielt erst einen Brief gleich am Anfang und seit der Zeit nichts mehr gehört.
Was ist eigentlich mit Edwin (Vater von Norbert Michel) los, denn habe noch nichts von ihm gehört und wo wird er jetzt stecken, wo es in Afrika zu Ende ist. Ja, wir haben die Afrikakämpfer manchmal beneidet, wenn wir im Schlamm und Wasser steckten, aber nun war es doch noch besser hier.
Ja, ich bin froh, dass Vater nicht weg braucht und nicht in dieses schreckliche Russland kommt.
Denn beim letzten Ersatz bekamen wir sogar schon Weltkriegs-teilnehmer mit. Ja, wir brauchen noch viele Soldaten.
Wie ihr schreibt liegt Willi (Pflegebruder) nun in Aschaffenburg im Lazarett, hoffentlich ist er bald wieder.
Nun für heute herzliche Grüße und nochmals vielen Dank für eure lieben Päckchen euer Paul.
Auch vielen Dank für deinen lieben Brief kleine Schwester Elfriede.
Legt bitte etwas Klebstoff bei.

Osten, den 30.05.1943
Liebe Eltern!
Eure lieben Briefe vom 12., 16. und 20.5. und 2 große und 7 kleine Päckchen mit großer Freude erhalten, wofür herzlichen Dank. Mich freut es immer, dass ihr so oft an mich denkt, denn wenn man Post von zu Hause erhält, das lässt einen immer alles vergessen. Wenn ich auch nicht so oft schreibe, so dürft ihr mich denken, dass ich zu faul dazu bin, sondern es fehlt mir an der Zeit.
Heute ist Sonntag, draußen ist schönes Wetter und nun ist es 6 Uhr und nun beginnt für mich auch der Sonntag, aber nur bis 9 Uhr und dann geht es wieder los. Ich habe bis jetzt Skizzen gemacht und habe nun noch Kaffee gekocht, denn den müssen wir selbst kochen.
Wir müssen unser Essen nämlich 3 km über Knüppeldämme von der Küche holen.
Nun ist bei uns das Wasser auch so weit weg und wird langsam trocken und warm. Mit der Wärme kommt auch die Mückenplage, wir können nur mit Mückennetzen umhergehen und unser Essen oder wenn wir schreiben wollen alles nur im Mückenzelt. Aber sie haben doch für uns gesorgt und kann es so schon aushalten.
Meine Post bekomme ich jetzt auch regelmäßig in 10-12 Tagen, das heißt wenn alles ruhig ist. Ich habe mir die Sachen sehr gut schmecken lassen, ebenfalls war ich froh, dass ihr so schnell ein
Messer und Kamm für mich bekommen konntet, denn ohne ein Messer kann man nicht auskommen. Nun hätte ich mal wieder eine Bitte, wenn Vater eine Feile bekommen kann, dann schickt mir eine, denn wir haben hier Sägen, aber die sind alle so stumpf, dass man sich tot macht, wenn man damit arbeiten soll.
Nun will ich heute nochmal anfragen, ob ihr noch nicht im Besitze von meiner Uhr seid, wenn ja, dann lasst sie doch bitte machen und schickt sie in einem Paket, denn hier an der Front hat fasst
niemand mehr eine Uhr. Ebenfalls lasst mal eine Armbanduhr machen.
Es hat mir sehr leid getan, als ich in eurem Brief las, dass Joachim gestorben ist, denn der hing immer so an mir, aber wenn er so schwer krank war, war's vielleicht sein Bestes. Gerlachs die haben jetzt auch viel Pech, wie ihr schreibt, steht es mit Gerlach auch nicht gut. Aber man kann nichts daran ändern, man muss das Schicksal nehmen wie es kommt.
Wie du schreibst, sind ja wieder einige Bekannte an die Front, ja wir können sie gut gebrauchen.
Ihr werdet staunen, wenn ich euch später verschiedenes erzähle.
Mir geht es immer noch gut und braucht euch auch keine Gedanken und Kummer zu machen, wenn es nur bei euch in der Heimat so bleibt, denn wir tun unsere Pflicht, mag es sein wo es will.
Ich lege euch heute eine Paketmarke bei, die tausche ich gegen Rauchwaren, denn das Rauchen habe ich noch nicht gelernt und gegen Rauchwaren bekommt man alles. Habe auch ein Päckchen
abgeschickt, wenn ihr die Creme nicht braucht, dann gebt sie Else, ebenfalls etwas Zahnpasta, denn die fragte mich schon, als ich noch in Trier war.


Juni 1943

Es ist erstaunlich zu lesen, wie intensiv der Briefverkehr war, selbst Waren, sogar verderbliche, wurden hin und hergeschickt.


Osten, 05.06.1943
Liebe Eltern!
Habe gestern Elfriedes (Schwester, 11 Jahre) und heute Vaters Brief erhalten, ebenfalls einige kleine Päckchen und ein großes, wofür herzlichen Dank. Mir geht es noch gut, was ich auch von euch noch allen hoffe.
Die Päckchen kamen alle gut an und war noch alles gut erhalten. Ich war sehr froh über den Kaffee und Tee. Denn dadurch, dass wir unseren Kaffee selbst kochen müssen, kommen wir schlecht aus und zudem wo die Tage jetzt so schwül und heiß sind. Von der Milch habe ich mir einen guten Pudding mit Eiern gekocht, denn bekommen zur Verpflegung jetzt auch Eier.
Habe mir auch schon Maggi-Suppe gekocht, denn wo es jetzt so schwül und heiß ist, hat man keinen Appetit und bekommt das Brot fast nicht runter. Morgen ist mal wieder Sonntag und gibt es
mal wieder Bier. Diese Woche erhielten wir 5 Flaschen Sprudel. Zur Zeit könnte man es aushalten,wenn die Mückenplage nicht so schlimm wäre, die können einen richtig verrückt machen. Wir
tragen jetzt alle Handschuhe und vermummen uns wie im Winter. Ja, in Russland da gibt es nur unerwünschtes und so was nennt man Sowjetparadies. Aber kann uns alles nicht erschüttern, 
denn wir haben alle die Hoffnung, dass es dieses Jahr eine Wendung gibt, ja vielleicht schon sehr bald.
Ich will nun schließen, denn meine Bunkerwoche ist zu Ende, es ist 4 Uhr und bin sehr froh, denn kann vor lauter Mücken nicht mehr schreiben.
Der Eisenlöffel aus St. Julian war auch bei mir, der liegt im Bunker neben mir und ist nur in der 8. und uns unterstellt.
Für heute viele herzliche Grüße aus weiter Ferne euer Sohn Paul.
Viele Grüße an Großeltern und Elfriede.
Ferner wünsche ich euch allen ein frohes und gesundes Pfingstfest.


Osten, den 14.06.1943
Liebe Eltern!
Nun neigt sich Pfingsten seinem Ende. Es ist 11 Uhr abends und ich mache gerade Bunkerwoche.
Ich habe Pfingsten soweit ganz gut verlebt, nur war das Wetter schlecht, denn hat unaufhörlich geregnet und alles wieder aufgeweicht. Am ersten Tag haben wir uns einen gemütlichen
Nachmittag gemacht, denn es gab pro Mann 1 Flasche Wein und Schnaps. Zudem haben wir jetzt einen Komiker in unserer Gruppe und der sorgte für Stimmung und Unterhaltung, so dass wir nicht
aus dem Lachen heraus kamen. Anschließend war ich bei Eisenlöffel aus St. Julian einen Schnaps trinken, denn der liegt im Bunker neben mir. Er ist im selben Btl. und gehört zur 8. und ist uns unterstellt. Wie er mir erzählte, fährt er bald in Urlaub und wenn es soweit ist, werde ich euch schreiben.
Am Samstag erhielt ich 1 gr. Und 5 kl. Päckchen. War alles noch gut verpackt und ganz. Den Kuchen habe ich mir über Pfingsten gut schmecken lassen, denn muss alles was verdirbt gleich weg essen, da es einem hier in dem Sumpf sonst anfängt zu schimmeln.
Gisela (Cousine) hat mir die Woche auch geschrieben und 200 Süßstofftabletten geschickt. Sie schrieb mir, was der angebrannte Brief zu bedeuten hätte, sie meint ich hätte ihn angebrannt und
würde mir etwas fehlen, kannst ihr sagen, dass ich den Brief nicht angebrannt habe und muss sonst passiert sein.
Habe vor einigen Tagen 130 Mark an euch abgeschickt, denn das Geld war mir völlig verweicht und musste ich es auf Schreibstube abgeben.
Wisst ihr nicht, ob Hans noch in Eckernförde ist oder wie, denn habe schon 6 Wochen keine Post mehr von ihm. Wie geht es Willi, denn habe auch schon lange nichts von ihm gehört und weiß
auch keine Adresse.
Wenn ihr Brause oder Zitronenpulver bekommen könnt, dann legt bitte mal ein paar bei, denn wo wir jetzt sind, haben wir uns nahe beim Fluss einen Brunnen gebaut und das erste Trinkwasser,
seitdem ich in Russland bin. Aber wer weiß, wie lange wir uns dessen freuen können. Denn bei den Soldaten ist es gewöhnlich so, wenn man sich etwas gemütlich gemacht hat, geht es weiter.
Wenn wir später mal nach Hause kommen, können wir als Bunker- und Knüppeldammbaumeister gehen, denn hier macht man mit Säge und dergleichen, Sachen, die man in der Heimat für unmöglich halten würde.
Lege euch heute wieder Marken bei und werde die Herrenbuchsen und auch meine Strümpfe zurückschicken, denn hatte dieselben 3 Tage in Gummistiefeln an und habe die Ferse so zerrissen, dass ich sie nicht mehr stopfen kann.
Nun will ich für heute schließen in der Hoffnung, dass ihr noch alle gesund und Pfingsten gut verlebt habt.
Es grüßt euch nun herzlich euer Sohn Paul!
Viele Grüße an Großeltern und Elfriede.
Erhalte seit 1. Juni nun auch die Zeitung vom Verlag. Wofür ich euch auch nochmals danke.


 

Osten, den 16.06.1943
Liebe Schwester Elfriede!
Die besten Grüße aus dem Osten sendet dir dein Bruder Paul. Habe deinen lieben Brief erhalten, wofür herzlichen Dank. Ich freue mich immer, wenn du auch mal schreibst. Auch danke ich dir, dass du mir immer die Zeitungen schickst und mithilfst, die Päckchen machen.
Mir geht es immer noch gut, was ich auch von dir und allen Lieben hoffe.
Ich bin gerade eben fertig geworden, denn habe Kaffee gekocht und gewaschen, wenn du mich mal dabei sehen würdest, dann tätest du mich auslachen. Aber wir Soldaten müssen alles tun. Wir
bauen unsere Bunker und Knüppeldämme selbst, also wir sind Mädchen für alles.
Wenn ihr das nächste Paket macht, dann legt mal etwas Butter bei.
Für heute herzliche Grüße dein Bruder Paul.
Viele Grüße an Eltern und Großeltern.

Osten, den 28.06.1943
Liebe Eltern!
Heute hab ich etwas Zeit und will ich auch mal wieder etwas von mir hören lassen. Eure beiden Briefe und 5 Päckchen erhalten, wofür herzlichen Dank. Meinen Geburtstag (
19 Jahre) habe ich auch gut verlebt und danke euch herzlich für die Glückwünsche. Mir geht es noch gut, was ich auch von euch hoffe.
Die Woche haben wir mal wieder neue Stellungen bezogen und hat man keine Zeit zum Schreiben. Vater der weiß ja was das heißt. Zudem wo wir hier in dem Sumpf alles tragen müssen.
Jede Patrone, die wir verschießen und jedes Stück Brot, das wir essen, müssen wir 4 km durch Sumpf über Stege nach vorn holen, weil hier kein Weg und kein Steg ist. Also richtig wie im Urwald. Aber das macht uns alles nichts aus und tun es gerne, wenn nur der Krieg für uns ein gutes Ende nimmt.
Die Zeitung bekomme ich jetzt auch regelmäßig vom Verlag und weiß man doch immer was es Neues gibt.
Ich warte jetzt jeden Tag auf das Päckchen und freue mich, dass meine Uhr so schnell gemacht wurde. Die Päckchen gehen alle ziemlich schnell und sind auch alle gut erhalten. Schicke euch
heute wieder 2 Marken und wenn du so gut sein willst, liebe Mutter, so packe mal bitte etwas Butter oder Fett und Marmelade ein, denn das Fett und Brotaufstrich sind etwas knapp.
Otto hat mir gestern auch geschrieben, dass er nach dem Süden kommt, der kann froh sein, dass er nicht nach dem Osten kommt.
An meinem Geburtstag hatte ich auch einen schönen ruhigen Tag. Nachts um 1 Uhr hat mich der Uffz. geweckt und tranken wir eine Flasche Wodka zusammen und hatte den ganzen Tag frei. Mein
Uffz. ist ein prima Kerl, bin schon bei ihm in der Gruppe, seitdem ich hier bin.
Nun will ich schließen in der Hoffnung, dass ihr noch alle gesund seid.
Es grüßt euch für heute herzlich euer Sohn Paul.
Viele Grüße an Großeltern und Elfriede.
Habe am Freitag 1 Päckchen abgeschickt.
Was macht denn Elfriede (
Schwester, 11 Jahre), die schreibt ja überhaupt nicht mehr.


Juli 1943

Auch aus der Heimat kommen beunruhigende Nachrichten an der Front an, wie die Bombardierung der deutschen Städte. 


Osten, den 04.07.1943
Ihr lieben Alle!
Heute ist Sonntag und es regnet wieder den ganzen Tag, wie seit Tagen.
Mir geht es soweit noch gut, was ich auch von euch allen hoffe.
Mutters und Elfriedes Brief und 1 Päckchen mit Rauchwaren erhalten, wofür herzlichen Dank.
Ihr braucht mir keine Rauchwaren zu schicken, denn ich rauche doch überhaupt nicht und Vater der wird die Rauchwaren selbst gut weg bekommen.
Nun hat es so toll angefangen zu regnen, dass an allen Ecken und Kanten es durch regnet, so dass man nirgends sicher ist.
Wie geht es denn dieses Jahr mit der Ernte und gibt es auch viel Obst. Hier oben im Norden habe ich noch nicht einen einzigen Obstbaum gesehen.
Wo steckt denn eigentlich Albert, dem habe ich geschrieben, aber noch nichts von ihm gehört. Von Erwin Gehres erhielt ich dieser Tage auch einen Brief, da schreibt er, dass er auch schon ein paarmal bei seinem Chef war und will abgestellt werden und meint in Deutschland könnte er nichts werden. Da schrieb ich ihm, er solle nur so lange als möglich in Deutschland bleiben, denn der Krieg ist anders, wie er in Bild und Wochenschau gezeigt wird.
Nun muss ich aufhören, denn unser Bunker verwandelt sich langsam in eine Brauseanstalt.
Für heute nun herzliche Grüße euer Paul!

Osten, den 11.07.1943
Liebe Eltern!
Gestern ½ Pfd. Päckchen und 3 kleine Päckchen erhalten, wofür herzlichen Dank. Auch Mutters Brief gestern erhalten und hat mich gefreut nach 8 Tagen wieder Post von euch zu erhalten. Mir
geht es noch gut, was bei euch hoffentlich auch noch der Fall ist
Bei uns ist das Wetter nun auch schön und die Hitze ist heute richtig erdrückend. Wie Mutter schreibt, habt ihr das Heu nun auch gemacht, dann kann es ja wieder Winter werden. Wie ist es
denn, dürft ihr die Milch noch alle behalten oder müsst ihr welche abgeben. Du fragst im Brief, ob Eisenlöffel schon in Urlaub ist, nein, das geht jetzt sehr langsam, weil die Bombengeschädigten fast alle Platzkarten brauchen und kommen fast keine anderen dran. Das ist ja jetzt auch furchtbar mit den Fliegerangriffen. Habe vor einigen Tagen auch den Bericht gelesen über die Bombardierung vom Kölner Dom. Hoffentlich ist es bald zu Ende mit diesem schrecklichen Krieg.
Wenn ich auch nicht so oft schreibe, dann braucht ihr euch nicht zu ängstigen, denn vor lauter Wache stehen und Stellungsbau kommt man zu nichts und fällt vor Müdigkeit bald um, weil man nichts geschlafen bekommt. Aber bald haben wir's geschafft.
Habe mich sehr über die 3 Bilder gefreut und sind sehr schön. Ja, wenn man hier auch mal so ein Haus oder Straße sehen würde, aber immer nur Sumpf und wieder Sumpf.
Willi (
Pflegebruder) hat mir die Woche auch geschrieben und hofft bald entlassen zu werden aus dem Lazarett und bin ganz erstaunt gewesen, als ich las, dass er sich verloben will. Na, er ist ja alt genug.
Was ist denn mit Reise Friedel (
Mutter von Norbert Michel) los, der habe ich geschrieben und hat noch nichts von sich hören lassen.
Was machen denn eigentlich Gerlachs, ist Herr Gerlach immer noch in Homburg.
Nun will ich schließen und noch ein paar Kartoffeln backen, denn war heute beim Tross und ließ ein paar mitgehen.
Nun herzliche Grüße für heute aus weiter Ferne euer Paul.
Viele Grüße an Familie Kunz und frage doch mal bitte nach Hans seiner Adresse, denn will ihm schreiben.



Osten, den 14.07.1943
Ihr lieben Alle!
Habe gerade noch etwas Zeit, bevor ich auf Wache ziehe und will euch schnell noch ein paar Zeilen schreiben.
Gestern 1 Päckchen mit Zigaretten, mit Traubenzucker, Tee und Pudding erhalten, wofür ich euch herzlich danke. Tee und Kaffee braucht ihr vorerst keinen mehr zu schicken, dennhabe genug. Gestern erhielten wir wieder Päckchenmarken und habe noch gegen Zigaretten 2 erhalten, wenn ihr aber nicht soviel schicken könnt, dann lasst sie liegen, denn ich weiß ja nicht, ob das jetzt noch geht.
Gestern erhielt ich auch von Otto wieder Post und schrieb mir, dass er in ???? wäre, na da geht es ja immer noch.
So langsam kommt auch hier im Osten wieder Bewegung in den Laden. Haben gestern den Wehrmachtsbericht gelesen und haben die Kameraden im Mittel-abschnitt ordentlich gewirkt, denn
1600 Panzer und über 1000 Geschütze und die vielen Flugzeuge, die vernichtet wurden, das lässt sich wieder mal hören.
Mir geht es noch gut, was ich auch von euch noch hoffe.
Wie ist es eigentlich mit meinen Päckchen. Habe schon 2 abgeschickt und ihr habt noch nichts davon geschrieben.
Nun will ich schließen, in der Hoffnung, dass ihr noch alle gesund seid und grüßt euch alle herzlich
Paul.
Auf Wiedersehen.

Osten, den 24.07.1943
Liebe Eltern!
Heute habe ich mal wieder etwas mehr Zeit und will ich etwas von mir hören lassen. Wir liegen wieder seit einigen Tagen in Ruhestellung und machen Ausbildung und ist das Leben wieder etwas
erträglicher. Es geht ungefähr wie in der Kaserne, aber für uns eine richtige Erholung. Wir liegen direkt an einem Fluss und geht es mittags und abends ins Wasser und kann man sich wieder richtig sauber halten. Gestern beim Ausmarsch habe ich die ersten Erdbeeren, Himbeeren und wilde Johannisbeeren, da hat sich alles darüber gestürzt. Auch habe ich gestern Pfifferlinge gefunden und habe mir mit Maggiwürfel eine gute Suppe gekocht. Wir haben zur Zeit schönes Wetter und ist doch alles einigermaßen trocken und ist es doch angenehmer.
Mutters Brief und Elfriedes Karte erhalten, wofür herzlichen Dank. Wie ich daraus ersehe, seid ihr noch alle gesund, was bei mir auch noch der Fall ist.
Für heute viele Grüße euer Sohn Paul!
Viele Grüße an Großeltern und Elfriede!
Wie ist es mit meinen Päckchen, die ich abgeschickt habe. Sind die schon angekommen



Osten, den 30.07.1943
Ihr lieben Alle!
Vor einigen Tagen ein großes und 3 kleine erhalten, wofür herzlichen Dank. Die Sachen waren alle gut erhalten und schmeckt alles sehr gut. Mir geht es soweit wieder gut, nur höre ich noch etwas
schlecht.
Wo steckt denn Willi (
Pflegebruder), der lässt gar nichts von sich hören. 
Hoffe dass es euch noch gut geht, was bei mir auch soweit wieder der Fall ist.
Für heute muss ich schließen, im nächsten Brief mehr.
Seid nun alle herzlich gegrüßt von eurem Paul.

August 1943

Erst August und die Nächte werden "lang und kalt" und Paul redet nun von dem "schrecklichen Krieg".


Paul erwähnt im nächsten Brief, daß er das Verwundetenabzeichen erhielt, er erwähnt aber nur wenige Details. Zwischen den Briefen liegt nur eine Woche. Es war wohl keine gravierende Verletzung.

Osten, den 08.08.1943
Liebe Eltern!
Heute habe ich seit 8 Tagen wieder mal etwas Zeit zum Schreiben. Mutters Brief heute erhalten, wofür herzlichen Dank. Wie ich daraus ersehe, seid ihr noch alle gesund, was bei mir auch noch
der Fall ist. Vorgestern bekam ich das Verwundetenabzeichen, braucht euch aber keine Sorgen zu machen, denn es ist soweit wieder alles in Ordnung, bis auf mein linkes Ohr. Ich höre daraus noch
schlecht, aber hoffe, dass es wieder besser wird.
Nun liegen wir schon wieder 8 Tage im Rabatz drin und ist hier alles scheiße. Heute bin ich beim Btl. und habe mich mal gewaschen, rasiert und den Dreck mit dem Messer abgekratzt. Denn in der jetzigen Stellung gibt es kein Wasser, ist alles Sumpf und die Erde
wie aufgewühlt und zum Schlafen kommt man überhaupt fast nicht, denn man sitzt Tag und Nacht in seinen Erdlöchern. Heute Nacht habe ich mal wenigstens ein paar Stunden geschlafen. Aber ich
bin alles zufrieden, denn kam bis jetzt überall gut durch, denn hier haben wir jeden Tag Tote und Verwundete. Von meinen Kameraden, die wir zusammen hier her kamen, sind nur noch ein paar
hier. Will euch kurz mitteilen, dass Eisenlöffel aus St. Julian vorige Woche in Urlaub gefahren ist, konnte ihn selbst nicht mehr sprechen, weil ich mit dem Vorkommando schon weg war.
Das hat aber etwas gedauert, bis das Päckchen ankam, die Dosen vom letzten Mal kann ich euch nicht mehr schicken, denn die sind alle verschüttet gegangen. Socken brauchst du vorerst keine zu
schicken, denn haben diese Woche wieder 2 Paar bekommen und 1 Garnitur seidene Wäsche. Ja, wir werden ganz vornehm.
Meine Uhr habe ich doch schon lange und habe euch doch gleich darauf geschrieben, geht noch genau und ist noch in Ordnung.
Wie geht es denn Willi (
Pflegebruder), hat er noch Beschwerden oder ist alles gut verheilt?
Wir haben auch das von der Regierungsumbildung gehört, aber kann uns Landser nicht erschüttern, denn wir tun nach wie vor unsere Pflicht und hoffen, dass die Heimat standhält.
Wenn ihr wieder mal etwas Klebstoff habt, so schickt bitte welchen, denn hier bei der feuchten Luft klebt alles zusammen.
Nun will ich schließen in der Hoffnung, dass es euch noch gut geht, denn es geht wieder nach vorne.
Seid alle herzlich gegrüßt von eurem Paul! 



Osten, den 13.08.1943
Ihr lieben Alle!
Vor einigen Tagen euer Paket mit Marmelade erhalten, worüber ich mich schon gefreut hatte. Die Marmelade war alle ausgelaufen, hat gerade noch für 1 Brot gereicht! Ich danke euch herzlich.
Wie ich aus Vaters Brief ersehe, den ich gestern erhielt, seid ihr noch alle gesund, was bei mirauch wieder der Fall ist.
Bei uns ist das Wetter schlecht, es regnet den ganzen Tag und nachts ist es schon kalt. Während bei euch schönster Sommer ist. Wir kommen kaum aus unseren Erdlöchern mehr raus. Bei uns ist
die Front wieder ziemlich ruhig.
Von Otto habe ich schon lange keine Post und lese gerade in deinem Brief, dass er in Sizilien war und einen abbekam. Dann hat er ja auch noch Glück gehabt, wie ich und ist bei der Truppe.
Wir sind auch gespannt, was es dieses Jahr noch gibt, denn es kann ja nicht so weiter gehen, dass die alle deutschen Städte in Schutt und Asche werfen. Wie ja Mutter schreibt, sind schon Fliegergeschädigte in Erzweiler, sind es Bekannte.
Haben Michels noch keine Nachricht von Edwin? (
Vater von Norbert Michel)
Wegen dem schlechten Papier müsst ihr verzeihen, denn habe fast keins mehr und wenn ihr könnt, schickt bitte welches. Lege 3 Päckchenmarken bei.
Seid mir alle herzlich gegrüßt von eurem Paul!
Auf Wiedersehen.

Osten, den 19.08.1943
Liebe Eltern!
Gestern Mutters und Elfriedes Brief erhalten, wofür herzlichen Dank. Wie ich daraus ersehe, ist ja Eisenlöffel gut angekommen und will mir ein Paket mitbringen, was mich sehr freut. Du fragst in
deinem Brief, was ich gern geschickt hätte. Etwas Butter und Marmelade, wenn er dann noch etwas mehr mitnimmt, dann weißt du es am besten. Wenn es geht, legt mir bitte 2-3 Äpfel bei,
damit ich mal wenigstens den Geschmack davon habe, und lege bitte die grauen Fingerhandschuhe bei, die ich heimgeschickt habe.
Bei mir ist sonst noch alles in bester Ordnung, was ich von euch auch hoffe.
Wenn ihr etwas Tabak habt, dann gebt Eisenlöffel welchen, denn der raucht stark.
Nun herzliche Grüße euer Paul.



Osten, den 30.08.1943
Liebe Eltern!
Heute will ich euch auch wieder mal schreiben, denn man kommt fast nie dazu.
Mir geht es soweit noch gut, was ich auch von euch noch allen hoffe. Mein Ohr ist nun wieder besser und hoffe, dass es wieder ganz gut wird. Karl Eisenlöffel wird auch staunen, wenn er hier eintrifft, was ja diese Woche noch der Fall sein muss.
Heute regnet es mal wieder und sind die Nächte schon unheimlich lang und dunkel. Hoffentlich geht dieser schreckliche Krieg bald zu Ende, denn jetzt sind es schon 4 Jahre. Ich will nun schließen in der Hoffnung, dass wir uns in der Heimat gesund wiedersehen.
Viele herzliche Grüße euer Sohn Paul!
Viele herzliche Grüße an Elfriede und Großeltern.

September 1943

"Viele werden noch ihr Leben lassen müssen." Paul schreibt von Kameraden, die um ihn herum sterben.

Osten, den 03.09.1943
Liebe Eltern!
Will euch heute schnell wieder einige Zeilen senden. Vorne kommt man fast zu nichts mehr. Ich bin heute Mittag zum Tross gegangen und fahre morgen zum Facharzt. Ich fühle mich heute mal wieder als Mensch, denn habe mich mal wieder ganz gewaschen und konnte heute Nacht seit langer Zeit mal wieder ruhig schlafen. Mir geht es
sonst noch gut, was ich auch von euch noch allen hoffe.
Euer Paket mit Kuchen gestern erhalten. War alles sehr gut erhalten und schmeckt gut, wofür ich euch herzlich danke. Wie ich aus Mutters Brief entnehme, hat Edwin (V
ater von Norbert
Michel
) nun auch endlich geschrieben.
Viele werden noch ihr Leben lassen müssen. Gestern ist auch ein Kamerad aus Freisen bei mir gefallen, den ich schon früher kannte und zufällig in unseren Abschnitt kam. Heißt Eisenhub.
Wie du schreibst, habt ihr viel Obst. Na, wenn ich dann im Frühjahr auf Urlaub komme, wird noch was da sein.
Wie geht es eigentlich den Miesauern, von denen habe ich schon lange nichts mehr gehört.
Willi (Pflegebruder) hat gestern auch geschrieben, dass es ihm noch gut geht.
Für heute will ich nun schließen, es grüßt euch alle herzlich euer Paul.



Osten, den 09.09.1943
Liebe Eltern!
Will euch heute Mittag schnell ein paar Zeilen senden , denn hier in der schlechten Stellung kommt man zu nichts, denn kommt nicht aus dem Erdloch fast heraus. Aber Gottseidank sollen wir in den
nächsten Tagen hier heraus kommen.
Ich war vor ein paar Tagen beim Facharzt in Gattschina. Als ich mit dem Moor Express zur großen Lahn kam, traf ich dort Eisenlöffel und hat er mir gleich euer Paket erhalten, wofür herzlichen
Dank. Am meisten hat es mich gefreut, dass ihr mir Äpfel mitgeschickt habt, denn waren alle noch sehr gut und haben gut geschmeckt. Als ich zurückkam, lagen auch hier 2 Päckchen für mich und habe ich mal gut gelebt. Im allgemeinen ist unsere Verpflegung gut, aber wo man so wenig Schlaf bekommt und ewig was los ist, braucht man mehr.
Mit meinem Ohr ist es nun auch besser, denn war 4 Tage beim Facharzt und höre nun wieder besser. Sonst ist bei mir noch alles beim alten.
Wie mir Eisenlöffel erzählte, seid ihr ja auch noch alle gesund, was mich am meisten freute, denn ich hatte bis jetzt auch noch immer Glück und hoffe, dass es auch immer bei mir bleibt, so Gott
will. Viele Kameraden meiner Kompanie mussten in der Zeit, wo ich hier bin, schon ihr Leben lassen oder wurden verwundet und ich bin somit in den 6 Monaten schon einer von den Alten.
Hoffen wir, dass wir bald an ein siegreiches Ende sehen.
Für heute nun viele Grüße euer Sohn Paul.
Viele Grüße an Großeltern und Elfriede.
Schreibt mal, ob ich euch meine Zigaretten schicken soll, denn Vater wird wenig haben und könnte auch euch sonst mithelfen, denn ich habe sehr viel.

Osten, den 17.09.1943
Liebe Eltern!
Nun will ich euch auch noch schnell, so lange es etwas hell ist, schreiben, denn wir bekommen nur noch 3 Lichter im Monat und sind nun schon aufgebraucht.
6 harte Wochen liegen nun wieder hinter uns und kamen vor einigen Tagen wieder raus und liegen nun wieder in Ruhe, aber machen von morgens ½5 bis 7-8 Uhr abends Stellungsbau. Mir geht es
sonst noch gut, was ich auch von euch noch alle hoffe.
Vaters Brief gestern erhalten, wofür besten Dank. Leider hat es wieder einige traurige Nachrichten gegeben. Ja der Krieg fordert harte Opfer, auch von meinen Kameraden sind nur noch wenige, die
mit mir gekommen sind noch hier. Am Dienstag kam mein bester Kamerad, der mit mir am 14. G. war, ins Lazarett.
Ich liege nun in einem kleinen Bunker mit noch einem Kameraden allein und haben einen kleinen Ofen und ist des Nachts sehr gemütlich, nur mir fehlt das Licht. Wenn ihr noch kleine
Weihnachtskerzen habt, dann legt bitte welche bei.
Ich kann es kaum glauben, dass Kurt Klein (Onkel von Sigrun Bahr) gefallen ist, aber man wird das erst richtig merken, wenn alle andern heimkehren.
Gerlachs die haben auch alles Pech, ebenfalls ist es hart für Schuhlicht.
Bin erstaunt, dass Helmut Kemmer in Urlaub ist, denn der war doch im Januar mit mir in Urlaub.
Bei mir wird es noch eine Weile dauern.
Nun muss ich schließen, denn wird langsam dunkel. Lege 2 Paketmarken bei.
Es grüßt euch herzlich euer Sohn Paul!
Viele Grüße an Großeltern und Elfriede.
Habe die Woche 120,- RM abgeschickt.



Osten, den 22.09.1943
Liebe Schwester Elfriede!
Du hast mir schon oft geschrieben und ich habe dir nicht geantwortet. Da ich gerade etwas Zeit habe, will ich es schnell nachholen. Gestern deine Karte erhalten, wofür herzlichen Dank. Wie ich daraus ersehe, seid ihr noch alle gesund, was bei mir auch noch der Fall ist.
Ja, du hast recht, es wäre schön, wenn ich auch mal Urlaub hätte und abends bei euch in der schönen warmen Küche sitze. Aber da musst du noch lange warten. Aber ich gebe mich auch so zufrieden,
wenn ich nur wieder zu euch komme.
Bei uns regnet es schon 4 Tage und der Sturm fegt über die Planen.
Nun muss ich schließen, denn es wird schon dunkel.
Es grüßt dich liebe, kleine Schwester herzlich dein Bruder Paul.

October 1943

Paul fängt sich ein Fieber ein und kommt ins Lazarett.

Osten, den 01.10.1943
Liebe Eltern!
Eure beiden Briefe und 2 Päckchen, 1 mit Zucker und 1 mit Milch, Pudding und Schinken erhalten, wofür herzlichen Dank. Nur kann ich nicht verstehen, dass das Paket mit den Strümpfen noch nicht
hier ist. Die Briefpost geht ja sehr schnell, aber mit den Paketen dauert es lange. Habe euch gestern auch noch schnell ein Paket mit Seife und Tabak abgeschickt, denn man hat so genug zu
schleppen. Werde in den nächsten Tagen Zigaretten abschicken. Hättet ihr doch schon früher geschrieben, denn ich rauche die überhaupt nicht. Und mit dem Geld, da kann ich soviel schicken,
wie ihr wollt. Denn wir können uns ja nichts kaufen, denn liegen ja immer vorne und Zivilisten habe ich noch keine gesehen. Habe das Geld nur auf der Schreibstube abgeschickt, weil es sicherer ist.
Lege heute gleich 215,- bei.
Ihr fragt, ob ich Wintersachen brauche. Ihr seht ja mal was andere schicken. Nur einen Schal benötige ich mal vorerst. Diese Woche hat es zum ersten mal gefroren und wird der Winter nicht
mehr all zu fern sein.
Wie ihr schreibt, habt ja dieses Jahr sehr viel Obst, ja es wäre schön, wenn ich da sein könnte, aber dieses Jahr ist es nicht mehr der Fall.
Es ist jetzt schon 10 Uhr und endlich bin ich fertig. Wir müssen zur Zeit sehr schwer arbeiten, wie es kein Erdarbeiter je getan hat, das nennt sich Ruhestellung. Nun habe ich noch 2 Stunden Wache und um 4.30 Uhr geht es wieder los bis morgen Abend.
Liebe Mutter! Ich glaube die gern, dass du mir dein Bett geben würdest. Aber ich bin gar nicht anspruchsvoll und bin froh, wenn ich mich auf meine Holzpritsche strecken kann.
Was schreibt eigentlich Edwin (Vater von Norbert Michel) und lasst mal fragen, wo Hans steckt, denn ich habe schon lange nichts von ihm gehört.
Nun will ich schließen, denn meine Augen wollen nicht mehr.
Viele Grüße an alle Verwandten und Bekannten, denn kann jetzt nicht überall hinschreiben.
Sprecht mein Herzliches Beileid bei Kleins.
Nun viele herzliche Grüße euer Paul. Gute Nacht.



Narwa, den 16.10.1943
Liebe Eltern!
Die besten Grüße aus dem Lazarett aus Narwa sendet euch euer Sohn Paul. Ich bin seit einigen Tagen hier im Lazarett. Habe Wolhynisches Fieber und Rheumatismus in den Füßen.
Ich kam am 08. von der Kompanie weg, da ich fast nicht mehr laufen konnte und geht aber jetzt schon wieder einigermaßen, muss aber noch einige Zeit hier bleiben. Hier ist es wunderschön und man fühlt sich nach den letzten Tagen, wo der Russe uns überhaupt nicht
in Ruhe ließ, wieder als Mensch. Draußen ist ein schöner Herbstmorgen, die Sonne scheint ins Zimmer und unter uns die Stadt mit dem See und wir liegen in weißen Betten. Es kam einem alles überraschend vor, Elektrik, Wasser und regelmäßig essen und schlafen, da ist man bald wieder gesund.
Als ich wegfuhr von der Kompanie erhielt ich noch ein Päckchen mit Gebäck, Honig und Schinken. Päckchen schickt hier keine hin, den ich bleibe ja nicht lange hier.
Meinen Kameraden, der euch schrieb, habe ich vor 4 Wochen bei einem Angriff getroffen, der ist in meiner Division und traf noch viele andere Kameraden, denn jetzt wo wir in Bewegung
sind trifft man mehr Bekannte.
Nun will ich schließen, in der Hoffnung, dass ihr noch alle gesund seid.
Es grüßt euch euer Sohn Paul.
Gruß an Großeltern und Elfriede.
Wenn ich aufstehen kann, schreibe ich mehr.

Narwa, den 22.10.1943
Ihr Lieben Alle!
Will heute euch wieder ein paar Zeilen senden. Geht mir nun schon wieder besser. Gestern bin ich das erste mal auf gewesen und will mir morgen die Stadt ansehen und nächste Woche geht es wieder zurück an die Front.
Ich bin froh, dass ich hier bald entlassen werde. Das Lazarett ist nichts für mich, wenn ich es hier viel schöner habe und nicht immer das äußerste hergeben muss, so fühle ich mich vorne bei den
Kameraden wohl. Denn sie tun dasselbe wie ich und wenn man dann mal zurückkommt und alles so sieht, ist man froh, wenn man wieder weg kann.
Ich hoffe, dass ihr den Brief und mein Paket erhalten habt. Habe am Mittwoch wieder ein Päckchen abgeschickt mit Zigaretten. Zur Zeit kann ich kein Geld schicken, denn habe schon 3 Fl. Sekt und 1 Fl. Likör und viele Rauchwaren als Marketenderware bekommen und brauche ich das Geld, denn bekomme erst wieder bei der Kompanie.
Werde in den nächsten Tagen wieder ein Päckchen mit Rauchwaren und 1 Fl. abschicken. Wenn ihr sie erhalten habt, dann schreibt mal. Für Elfriede werde ich dieser Tage auch ein Päckchen fertig machen.
Wie geht es denn Großvater und Großmutter. Ich muss jetzt immer an euch denken, hoffentlich seid ihr noch gesund. Was machen denn Schollese und Schulzens, leben die auch noch alle?
Lege 4 Paketmarken bei. Schickt aber bitte nicht eher etwas ab, bis ich schreibe, denn kann euch erst am Montag Bescheid schreiben wohin. Die andere Post schickt nur ruhig an alte Adresse wieder.
Für heute seid nun alle herzlich gegrüßt von eurem Paul.
Auf Wiedersehen!



Narwa, den 24.10.1943
Liebe Eltern!
Will euch kurz noch einige Zeilen senden.
Morgen werde ich entlassen und bin bis zum 30. wieder bei der Kompanie. Mir geht es nun wieder gut und ist alles wieder in Ordnung.
Habe gestern 1 Päckchen mit 1 Päckchen Tabak, 10 Zigarren und 80 Zigaretten abgeschickt.
Nun könnt ihr auch wieder Päckchen an die alte Adresse senden.
Es grüßt euch für heute euer Sohn Paul!

Osten, den 31.10.1943
Liebe Eltern!
Ich bin nun wieder seit 2 Tagen bei der Kompanie und geht mir wieder gut.
Als ich wieder hierher kam, fand ich einen Brief vom 03.10. und einen vom 17.10., 1 großes Päckchen mit 1 paar Handschuhe und Strümpfe und 4 kleine mit Schal, ??? und Butter vor, wofür ich euch herzlich danke. Die Sachen sind alle gut angekommen und werde die Sachen noch gebrauchen können. Die Butter war noch prima! Ebenfalls erhielt ich gestern Abend noch ein großes Päckchen mit Schinken, Wurst, Pudding und Kuchen. Habe mir mit dem Schinken
gleich ein paar Bratkartoffeln gemacht, fast wie zu Hause. Unsere Verpflegung ist z.Z. gut, zudem bekommen wir noch Kampf- und Sumpfverpflegung. Die Sumpfverpflegung ist das richtige für mich. Da gibt es Drops, Keks, Schnaps und jetzt auch wieder Schokolade. Wenn ich jetzt Gelegenheit habe, werde ich mal ein Päckchen euch schicken, denn ich habe noch ein paar Zigaretten getauscht und habe daher ziemlich, und habe zu viel davon gegessen, so
dass ich mal aussetzen muss. Wenn man dann noch soviel geschickt bekommt wie ich, kann man es aushalten. Denn wenn man satt zu essen hat, geht alles viel leichter.
Ich kann nicht verstehen, dass so viele Post nicht ankommt. Das Päckchen mit dem Obst habe ich vor 6 Wochen schon erhalten und habe gleich geantwortet, ebenfalls erhielt ich zu der Zeit Hilde sein Päckchen und habe auch Tante gleich geschrieben. Das Obst war alles noch schön frisch und fest und hat prima geschmeckt. Ebenfalls war Hildes Päckchen auch ganz und war fein.
Wenn ich immer lese, dass ihr soviel Obst habt, freut es mich und möchte nur mal einen Tag bei euch sein und dies alles sehen und mal satt Obst essen, denn hier im Norden gibt es so etwas nicht. Hier sieht man nur Schlamm, Wasser, Gestrüpp und Landser.
Aber nun rückt auch die Zeit immer näher, von wo ich auch bei euch wieder sein werde. Denn nun sind es schon 8 Monate im Osten und wenn mal Weihnachten vorüber ist, dann werde auch ich bald an die Reihe kommen.
Wie ich lese, habt ihr wieder mal ein Haus voll Besuch gehabt und ward mal wieder alle zusammen, denn das kommt doch selten vor.
Bei uns regnet es die ganze Zeit und hat auch schon geschneit, aber ging gleich wieder weg.
Nun will ich langsam schließen, denn müssen schon wieder mal wandern.
Nun seid herzlich gegrüßt von eurem Sohn Paul!
Herzliche Grüße an Großeltern und Elfriede!


November 1943

Ein Freund und Kamerad, der "Eisenlöffel" aus dem Nachbardorf in der Heimat ist gefallen.


Osten, den 16.11.1943
Meine Lieben!
Nun endlich habe ich wieder Zeit um euch zu schreiben. Ihr werdet wohl schon lange auf Post gewartet haben, aber leider konnte ich nicht früher schreiben, denn im Sumpf ist das unmöglich. Wie ihr aus meinem gestrigen Brief schon wisst, kam ich am 27. zur
Kompanie zurück und blieb nur einige Tage da. Am 5. wurde ich zur Unterführerschule in Marsch gesetzt und seit 7. hier. Wir sind hier in Häusern untergebracht und ist alles in bester Ordnung. Hier gefällt es mir ganz gut, es geht wohl richtig zackig und kasernenmäßig zu. Um 4 Uhr ist wecken und dafür aber um 3 Uhr schon wieder Schluss.
Leider hatten wir das Pech und wurden am 2. Tag schon zur Partisanenjagd eingesetzt und kehrten vorgestern zurück. Bei diesem Unternehmen machte ich die größten Strapazen mit, seitdem ich in Russland bin. Jeden Tag 20-25 km durch Sumpf und Urwald
mit dem Marschgepäck auf dem Rücken und des Nachts lagen wir im Sumpf ohne Feuer, ohne Decken und waren wir alle froh, als die Jagd zu Ende war.
Mir geht es sonst noch gut, was ich von euch auch noch hoffe. Ich bleibe vorerst hier bis 7. Dezember. Mit der Post ist es für mich schlecht. Die Post schickt weiter an die alte Adresse, denn die Kompanie schickt sie nach. Kurz bevor ich wegging, erhielt ich noch
ein Päckchen mit Honig, Pudding und Wurst und 2 Päckchen mit Gebäck und 1 mit Butter.
Bei uns liegt seit einigen Tagen Schnee und ist schon hart gefroren. Nun wird es bei euch zu Hause auch bald Winter und werdet mit der Arbeit draußen auch so langsam fertig sein, denn wie Tante schrieb, hattet ihr viel Arbeit.
Was ist denn mit Schollese Emma los, ist es schlimmer, weil sie in Homburg im Krankenhaus liegt. Ebenfalls schreibt Tante, dass Elfriede (Schwester) die Gelbsucht hatte, hoffentlich ist sie wieder gesund. Habe ihr ein Päckchen mit Drops und Schokolade
abgeschickt, hoffentlich kommt es an.
Was schreibt den Robert, habe schon lange nichts mehr von ihm gehört und hoffe, dass er gut vom Kuban-Brückenkopf herunterkam.
Was gibt es denn sonst noch Neues, denn ich habe jetzt schon wieder 14 Tage keine Post, aber hoffe, dass heute oder morgen die erste eintrifft.
Nun seid für heute alle herzlich gegrüßt von eurem Paul!

Ostroff, den 21.11.1943
Liebe Eltern!
Heute ist Sonntag und haben wir heute Nachmittag dienstfrei und will ich euch wieder mal ein paar Zeilen senden. Mir geht es noch gut, was ich von euch auch noch hoffe.
Nun muss ich euch eine traurige Nachricht mitteilen. In der Nacht vom 5. auf 6. ist Stabsgefreiter Eisenlöffel aus St. Julian gefallen, der mir das Paket mitbrachte. Bei einem Angriff des Russen bekam er einen Herzschuss und war sofort tot. Ich bekam abends noch die
Nachricht, bevor ich aus der Stellung ging zum Lehrgang, denn war noch einen Tag zuvor bei ihm, denn er war mir ein guter Kamerad und waren oft zusammen. Er liegt auf dem Heldenfriedhof ???-Ostrowo beerdigt. Ihr könnt ja mal hören, ob seine Frau schon Bescheid hat. Wenn nicht, dann schweigt, bis sie Nachricht hat. Wenn sie bei euch anfragt, sagt ihr, dass er sofort tot war und keine Schmerzen mehr hatte und auf dem Friedhof beigesetzt ist. Falls
sie näheres wissen will, das kann ich ihr in meinem Urlaub sagen, der ja, falls es keine Urlaubssperre gibt, nicht mehr allzu fern ist.
Ich habe jetzt noch keine Post von euch, aber heute Abend kam die erste Post hier an und hoffe auch etwas dabei zu haben.
Nun seid herzlich gegrüßt von eurem Sohn Paul!
Viele Grüße an Großeltern und Elfriede!


Dezember 1943

Weihnachten und die Hoffnung auf den sehnlichst erwarteten Urlaub halten Paul aufrecht ... jedoch alles vergebens.


Ostroff, den 13.12.1943
Ihr Lieben Alle!
Nun ist Dienstschluss und ist Feierabend für uns und will ich wieder mal etwas von mir hören lassen. Habe vor 3 Tagen 2 große und 4 kleine Päckchen erhalten, wofür herzlichen Dank. In den beiden großen war mein Trainingsanzug, war Nr. 11 und 12. In den kleinen war Gebäck.
Gestern erhielt ich auch 4 Päckchen von Tante aus Kusel und 2 von Tante Pauline. Die Post geht bis hierher, aber nächste Woche geht alles wieder normal. Nun bin ich schon 5 Wochen hier und die schöne Zeit geht bald zu Ende. Am 18. ist der Lehrgang zu Ende und dann geht es wieder zurück zur Front.
Gestern war hier Varieté und vorgestern Kino. Das war nach langer Zeit mal eine Abwechslung und sah man mal wieder ein paar richtige Zivilisten. Hier sind ja auch noch Russen, aber wenn die sich vermummt haben, dann hängt alles so zottelig und dreckig um sie herum, dass man immer schon aus dem Wege geht. Ebenfalls kann man es in denen ihren Buden nicht aushalten vor Mief und Gestank.
Seit einigen Tagen taut es hier. Das Wetter ist sehr gelinde und der Schnee ist fast ganz weg. Wenn es so bleiben würde, könnte man es schon aushalten.
Schon wieder geht ein Jahr zu Ende und immer ist noch an kein Ende des Krieges zu sehen. Weihnachten steht vor der Tür und ich werde wie voriges Jahr nicht bei euch sein können.
Sondern werde es fern von euch mit den Kameraden an der Front verleben. Aber trotzdem darf man nicht traurig sein, denn viele Millionen müssen gleich wie ich an Weihnachten hier
draußen Wache halten für unsere Lieben, denn auch einmal wird dieser Krieg ein Ende nehmen und wir wieder zurückkehren.
Liebe Eltern! Wenn ich an Weihnachten auch nicht zu Hause sein kann, so hoffe ich, wenn keine Urlaubssperre kommt, Ende Januar mit Urlaub an der Reihe zu sein.
Wo steckt den eigentlich Otto, von dem habe ich schon lange nichts mehr gehört. Wisst Ihr vielleicht wo Albert ist, wenn ja, dann schickt mir bitte seine Adresse. Was gibt es denn Neues zu Hause.
Es grüßt euch nun alle herzlich euer Paul!
Ein frohes Weihnachtsfest wünscht euch allen von Herzen Paul!
Herzliche Weihnachtsgrüße an Schulzens, Kleins und Kunze.

Ostroff, den 17.12.1943
Liebe Eltern!
Heute Abend eure beiden Briefe vom 12. und 14.11. erhalten, wofür ich euch herzlich danke.
Ebenfalls erhielt ich auch 1 großes und 3 kleine mit Gebäck und Kuchen. Habe sie gleich probiert, schmecken sehr gut und ist wenigstens mal eine Abwechslung nach langer Zeit,
denn hier gibt es einen Mittag Kohl und Pellkartoffeln und den anderen Pellkartoffeln mit Kapus. Aber die Hauptsache man wird satt, dafür mache ich mir jeden Abend Bratkartoffeln, denn Kartoffeln liegen in jedem Haus und Zivilisten sind nur noch wenige hier. Öfen, Pfannen und Töpfe sind auch genügend da. Wenn das Essen auch nicht gerade so gut wie vorne ist, so sind wir aber doch zufrieden, denn dafür haben wir warme Zimmer und können die ganze Nacht durchschlafen. In den letzten Tagen hat es immer geschneit und heute geht der Wind und ist zum ersten Mal etwas kälter. Ich hatte bis jetzt noch keine Ohrenschützer an und trage
nur Fingerhandschuhe. Gestern erhielten wir unsere dicken Winteranzüge mit Handschuhen und einer dicken Mütze, die bis über die Schultern geht. Also kann uns nichts mehr passieren und kann es in den Winter hinein gehen.
Vaters Mütze habe ich im Wäschebeutel und bringe sie im Urlaub wieder mit. Wenn der Trainingsanzug zurück kommt, dann nicht mehr abschicken.
Wie ich aus Vaters Brief entnehme, sind jetzt 2 Päckchen angekommen, na dann wird es mit den andern auch nicht mehr allzu lange dauern. Wenn ich zur Kompanie komme, werde ich wieder Rauchwaren abschicken, denn habe noch von 2 Monaten Marketenderwaren zu bekommen.
Nun sind es noch 10 Tage, dann ist der Lehrgang beendet. Trotzdem ich es hier besser habe als vorne, freue ich mich, wenn der Lehrgang zu Ende ist. Denn erstens dauert es mit der Post sehr lange, dadurch dass sie von der Kompanie nachgeschickt wird. Nun rückt auch die
Stunde immer näher heran, wo auch ich in Urlaub fahren kann. Ich freue mich jetzt schon darauf endlich mal wieder bei euch zu sein. Weihnachten rückt nun auch immer näher heran.
Es sind die 2. Weihnachten, die ich nicht zu Hause mit euch verleben kann und die 5. Kriegsweihnacht.
Wenn unsere Truppen im Süden auch überall zurückgehen, so dürfen wir doch nicht verzagen, denn einmal wird auch dieser Krieg ein Ende nehmen.
Was schreibt denn Edwin! Schickt mir doch mal bitte seine Adresse und bestellt viele Grüße an seine Eltern. Hans hat mir auch geschrieben, der ist z.Z. in Norwegen. So sind alle in der
Welt zerstreut.
Es grüßt euch nun herzlich euer Sohn Paul!
Herzliche Grüße an Großeltern!
Grüßt vielmals Schulzens, Kleins und Familie Kunz.
Liebe Schwester Elfriede!
Ich danke dir vielmals für deinen Brief und Neuigkeiten. Nun gehst du auch schon in die
Pfarrstunde. Nun müsstet ihr den Schnee, der hier liegt, in Niederalben haben, dann könntest
du Ski und Schlitten fahren.
Viele Grüße dein Bruder Paul!



Osten, 24.12.1943
Liebe Eltern!
Nun bin ich seit vorgestern wieder bei der Kompanie und geht wieder den alten Gang alles weiter. Mir geht es noch gut, was ich von euch auch noch hoffe.
Gestern Päckchen Nr. 16 erhalten, der Kuchen schmeckt sehr gut. Die Post geht sehr schlecht. Habe nun schon 14 Tage keine Briefpost mehr von euch und hoffe doch, dass ich heute an Heiligabend ein paar Zeilen von euch erhalte. Wieder geht ein Jahr zu Ende und
morgen ist die 5. Kriegsweihnacht. Wenn ich auch dieses Jahr wieder allein Weihnachten feiern muss und kann nicht bei euch sein, so bin ich es ja nicht allein, sondern Millionen Kameraden stehen hier draußen fern der Heimat und halten wacht.
Nun bin ich auch bald dran mit Urlaub und hoffe im Januar noch dran zu kommen und das lässt alles vergessen. Wenn der Iwan über Weihnachten so ruhig bleibt wie die ganze Zeit, so können wir auch in Ruhe Weihnachten feiern.
Ist Willi (
Pflegebruder) noch in Deutschland oder musste er vor Weihnachten noch weg? War Robert schon in Urlaub, denn der wollte doch schon lange da sein und ebenfalls Hans.
Muss nun Schluß machen, denn die Zeit ist um und nun geht es wieder auf Posten.
Es grüßt euch herzlich euer Sohn Paul.
Herzlichen Gruß an Großeltern und Elfriede, auf Wiedersehen!

Osten, Weihnachten 1943
Liebe Eltern!
Heute ist der 1. Weihnachtstag und die 5. Kriegsweihnacht. Auch wir haben hier unsern Weihnachtsbaum und feierten Weihnachten. Die ganze Nacht saßen wir, wenn wir nicht auf Posten standen, zusammen, sangen Lieder und erzählten einander von zu Hause und jeder war mit seinen Gedanken bei seinen Lieben in der Heimat. Die Nacht war totenstill und nur einzelne Gewehrschüsse durchbrachen diese Stille. Der Russe ließ uns in Ruhe Weihnachten feiern und ebenfalls heute. Wie bekamen Likör, Zigaretten, Gebäck, Kuchen, Schokolade und heute bekamen verschiedene, auch ich, noch ein Weihnachtspaket mit 1 Buch, Taschentuch, 1 Fl. Schnaps, Bonbon, Zigaretten und noch allerlei Sachen. Heute Nacht war unser
Bataillonskommandeur bei uns in den M.G.Ständen und bekamen wir nochmals Schokolade.
Als schönstes Weihnachtsgeschenk erhielt ich nach 14 Tagen gestern die 1. Post. Auch erhielt ich Paket Nr. 15 mit Kuchen, Gebäck und Wurst.
Was alles schon erhalten und habe ich nun, bis ich in Urlaub komme genug, also keine Päckchen mehr abschicken.
Nun will ich euch noch etwas über Eisenlöffel schreiben. Seine Privatsachen hat die Kompanie abgeschickt und spreche am besten selbst darüber mit ihr, wenn was fehlt. Ich war an seinem Grabe und lasse es morgen fotografieren.
Ich wünsche euch nun ein frohes Neues Jahr und alles Gute.
Es grüßt euch alle herzlich Paul!
Auf Wiedersehen.



Gefallen

Paul erlag am 30.12.1943 den Verletzungen, die  Granatsplitter ihm zufügten.

Umso tragischer, da er und seine Familie sich schon auf seinen Front-Urlaub freuten.

1944



  • "vor sein Angesicht gerufen"
  • "für Führer, Volk und Vaterland verstorben"

Mit dem Gesellenbrief wurde Paul in den "Schicksalskampf von Deutschland" geschickt. Mit seinem Tod bemühen sich alle Institutionen, von Kirche bis zum Wehramt ihre Anteilnahme auszudrücken.

Paul war wie viele seiner Menschen seiner Generation ein Opfer des Faschismus. Zu sehen, dass faschistische Gedanken weiterhin in Europa ihr Unwesen betreiben, macht die Geschichte von Paul umso aktueller und muss weiterhin als Warnung dienen.

Die Zeit danach, die Familie



Gefallen für Groß-Deutschland

Pauls Familie, nicht bewußt, dass er bereits gefallen war, schrieben ihm weiterhin Briefe. Diese und andere nicht zugestellte Briefe, wurden mit dem zynischen Vermerk "Gefallen für Groß-Deutschland", zurückgeschickt.


Niederalben, den 21.11.1943  
Lieber Bruder Paul.
Will Dir heute wieder einmal ein paar Zeilen schreiben. Wir haben die letzte Post von Dir am 31.10. erhalten. Wie Gisela uns von St. Julian Bescheid brachte, ist Dein Kamerad Eisenlöffel auch gefallen, tut uns sehr leid. Aber man muß sich in das Schicksal fügen.
Onkel Ludwig von Bous war heute auch noch hier Äpfel holen. Sein Sohn Robert ist auch bei der Königin der Waffen. Nämlich der Infanterie.
Bei euch wird schon Schnee liegen wenn dieser Brief ankommt. Bei uns ist es noch ziemlich gut. Will Dir auch gleich mitteilen, dass der Miesauer Kurt am Mittwoch auch in den Arbeitsdienst nach Karlsruhe kommt. Arno ist momentan in Belgien. Otto ist noch in Italien.
Geht ihnen allen noch gut.
Ich will nun langsam schließen, in der Hoffnung, dass Du noch recht munter bist, was ich auch von uns allen berichten kann.
Also für heute reicht es. Gruß Deine Schwester Elfriede.
Mutter schreibt Dir auch noch ein paar Zeilen.
Lieber Paul!
Will Dir auch noch ein paar Zeilen schreiben. Bei uns geht es immer noch einen Tag wie den andern, hoffen dass es Dir auch noch gut geht.
Frau Eisenlöffel möchte näheres wissen über den Tod ihres Mannes und Du möchtest doch mal nachfragen und uns schreiben.
Du schreibst, dass du nach Weihnachten bald in Urlaub kommen darfst. Da freuen wir uns jetzt schon darauf. Für Weihnachten können wir viele Päckchen für Dich schicken, denn Alma
hat uns noch 10 Zulassungsmarken geschickt. Wir haben auch schon ein paar abgeschickt. Solltest Du irgend etwas noch an Wintersachen brauchen, so schreib gleich Bescheid. Hab
von Schollese Mehl und Sachen für Dich erhalten, für Kuchen und Gebäck. Du kannst Dich an Weihnachten dann bei Schollese bedanken. Emma ist immer noch leidend. Schulzenz sind
noch alle munter und lassen Dich vielmals grüßen.
So sei nun für heute recht herzlich gegrüßt von allen Deinen Lieben.
Deine Mutter

Niederalben, den 02.12.1943
Lieber Paul!
Gestern haben wir Dein Weihnachtspäckchen abgeschickt. Nun ist voraus bis Weihnachten
gesperrt mit Päckchen. Ich denke, wenn Du alle Päckchen erhältst, die wir und Deine Tante von Kusel und Erzweiler Goth geschickt haben, wirst Du mal ein paar Tage gut leben können.
Wir haben seit 10.11. 10 große und 8 kleine abgeschickt. Wenn ihr nur über Weihnachten auch etwas Ruhe habt, damit ihr´s Euch auch etwas gemütlich machen könnt.
Willi (Pflegebruder) glaubte über Weihnachten auch einmal in Deutschland zu sein, aber er ist jetzt schon wieder unterwegs nach Russland, kommt wieder zu seiner alten Einheit, die alte Feldpost-Nr. 10534. Blechschmids Robert kam glücklich vom Kuban Brückenkopf, hat aber jetzt schon wieder seit 15.10. nicht mehr geschrieben. Edwin schreibt ab und zu, geht ihm gut, nur brauchte er Geld, damit er sich was zu Essen kaufen könnte, dasselbe schreibt auch Hugo Gehres.
Heute war Kuseler Tante hier, hat sich Äpfel, Käse und Kohl geholt, zum Öl schlagen. Sonst ist noch alles beim Alten. Elfriede ist wieder ziemlich in Ordnung. Hat 14 Tage im Bett gelegen und fast nichts gegessen, aber jetzt esst es wieder gut. Freut sich schon auf die Schokolade, die Du abgeschickt hast. Aber was Du brauchst, behalte nur.
In der Hoffnung, dass Du den Brief gesund erhältst grüßt Dich Deine Mutter.
Viele Grüße von Vater, Elfriede und Großeltern. Sind noch alle gesund.



Niederalben, den 06.12.1943
Lieber Sohn Paul!
Heute will ich Dir auch noch einmal einen Brief schreiben. Wir sind noch alle gesund beisammen und hoffe dasselbe auch von Dir.
Wir warten jeden Tag auf Post von Dir, es sind jetzt bereits 10 Tage, dass wir das letzte Schreiben von Dir erhalten haben, aber man hört soviel, dass die Post jetzt langsam ging, denn durch die Weihnachtspäckchen ist sie stark belastet. Ich denke, bis Du diesen Brief erhältst, hast Du auch schon von Deinen Päckchen erhalten und lass sie Dir recht gut schmecken.
Lieber Paul, Gisela kam gestern Abend und sagte, Frau Eisenlöffel sei bei ihr gewesen, teilte ihr mit, dass ihr Mann in Ostrow auf einem Friedhof beerdigt sei. Wenn es Dir möglich sei, so sollst Du Dich einmal näher erkundigen, wenn mehrere Friedhöfe dort sind, auf welchem.
Jetzt naht das Weihnachtsfest und Du bist nicht bei uns. Ich denke, es dauert nicht mehr lange.
Die besten Grüße von allen zu Hause
Dein Vater
Frohe Weihnachten

Niederalben, den 25.12.1943
Lieber Sohn!
Gestern Deine beiden Briefe vom 07.12. mit großer Freude erhalten, wofür wir Dir recht herzlich Danken.
Besonders Mutter bedankt sich vielmals für ihre Geburtstagswünsche.
Eine größere Freude konntest Du uns zu Weihnachten nicht bereiten, als wie mit Deinem Brief vor Weihnachten. Es freut uns, dass Du schon Päckchen erhalten hast. Und wir denken doch,
dass Du heute zu Weihnachten auch welche hast mit dem vielen allerlei, damit Du auch gesehen hast, dass es Weihnachten ist.
Wie Du geschrieben hast, seid ihr gut versehen mit warmen Winterkleidern, das ist besonders viel wert, wenn man gute Kleider am Leibe hat, damit man nicht so friert.
Wir haben hier schönes Wetter, es ist fast kein Wetter zu Weihnachten, sondern man könnte besser sagen zu Ostern. Von kalt kann man noch nichts sagen. Des Nachts gefriert es etwas,
bis Mittags ist es aber schon wieder weich.
Eine besondere Neuigkeit: Karl Heidrich von Erzweiler ist diese Woche auch nach Erzweiler zurück gekehrt, ob er ganz entlassen ist, kann ich Dir hier noch nicht mitteilen. Ich nehme aber an, sonst wäre er nicht entlassen worden.
Wir glauben Dir besonders, dass Du Dich freust auf Deinen Urlaub, auch wir zu Hause freuen uns besonders schon jetzt darauf und dass es nicht mehr zu lange dauert.
Auf baldiges Wiedersehen
grüßt Dich vielmals Dein Vater und alle zu Hause.


Lieber Paul!
So hat nun wieder ein neues Jahr begonnen und wünschen wir, dass Du es auch so gesund und ruhig angefangen hast wie wir. So wie uns Dr. Göbbels in seiner Ansprach versprochen hat, können wir doch in diesem Jahr auf einen siegreichen Frieden rechnen. Wir wollen ja auch das beste hoffen.
Jetzt bist Du ja wieder bei der Kompanie, da hast Du es bestimmt nicht mehr so gut. Gestern ist Hans wieder fort. Nun dürfen wir auch bald mit Deinem Urlaub rechnen.
Am Freitag wollen wir unser Schwein schlachten. Tante Pauline kommt dann auch. Gestern wurde Peter Ackermann in Saarbrücken beerdigt. Deine Goth von Erzweiler war auch dort.
Ging aber vom Friedhof aus nach dem Asbacherhof und kam abends wieder zurück. Helmut von Bübingen ist auch schon als Soldat in Russland, aber wo wissen seine Eltern noch nicht.
Willi hat uns, seitdem er nach Russland ist, noch nicht geschrieben.
Ist es bei Euch auch schon kalt? Bei uns hat es erst 3 Tage etwas gefroren und liegt auf den Bergen etwas Schnee und ist noch nicht viel kalt, wenn es auch nur so bleibt, dann wird es in Russland bestimmt auch nicht so kalt wie im vergangenen Winter.
Jetzt dürfen wir wieder Päckchen schicken, morgen werden wir schon eins zurecht machen und abschicken. So will ich nun für heute schließen und Dich vielmals grüßen
Deine Mutter.
Recht viele Grüße von Vater, Elfriede und Großeltern.


Lieber Paul.
Wir sind gesund und munter in das neue Jahr eingetreten. Was wir auch von Dir hoffen. Ich muss mich noch vielmals bedanken für das Geschenk zu Weihnachten von Deinen 45 RM die
Du geschickt hast. Mutter hat das Geld nach Oberthal geschickt und Onkel Johann hat in Frankreich 3m rosane Seide für mich gekauft, also konnten wir Dein Geld gut anwenden. Ich
danke nochmals dafür.
Heiligenwalder Else sein Alex hat sich entlobt von dem Hurras. Im nächsten Brief lege ich Dir Edwin seine Adresse bei. Denn wir müssen sie vordrucken lassen.
Gruß Elfriede
Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.

Niederalben, den 05.01.1944
Lieber Paul!
Nun will ich Dir schnell ein paar Zeilen schreiben. Gestern erhielten wir einen Brief vom 13.12. und vom 24.12. Recht vielen Dank. Da sieht man, wie unregelmäßig die Post jetzt geht. So
wie Du schreibst, hast Du schon 14 Tage keinen Brief mehr von uns, wir schreiben aber mindestens 2-3mal pro Woche, damit Du nur zu jeder Zeit etwas bekommen sollst. Wenn Du nur an Weihnachten Dein Weihnachtspäckchen erhalten hast, und hoffen, daß Du auch einen Brief erhalten hast.
Lieber Paul, am 7. schlachten wir unser Schwein, wollte Du könntest bei uns sein. Tante Pauliene will morgen auch kommen und helfen beim schlachten.
Am 7. geht Robert wieder weg. Kurt Theobald ist jetzt auch hier. Bis Du diesen Brief erhältst, denke ich, daß Du Dich bald zum Urlaub rüsten kannst. Otto von Miesau war auch da und ist gestern wieder abgereist nach Italien. Die haben viel mit den Fliegern zu tun.
Wenn das Wetter diesen Winter bei Euch so gelinde ist wie bei uns, dann ist es ja nicht so kalt als in den vorhergehenden Winter. Bei uns ist gestern wohl etwas Schnee gefallen, aber ist
schon bald wieder weg und war heute schönster Sonnenschein.
So eben hat Vater und Elfriede ein Paket mit Schinken und Marmelade und Gebäck gemacht.
Es ist bereits 10 Uhr und da wollen wir Schluß machen.
Sei nun für heute vielmals gegrüßt von Deinen Eltern und Großeltern
Gruß von Deiner Schwester Elfriede



Niederalben, den 09.01.1944
Lieber Bruder Paul.
Es ist heute Sonntag und da will ich dir einige Zeilen senden. Wir haben Deinen lieben Brief von Weihnachten erhalten. Wofür besten Dank. Wie Du schreibst, habt ihr ja auch einen
Weihnachtsbaum und seid ja beschert worden. Das ist ja schön, dass Du bald in Urlaub kommen willst. Wir freuen uns schon darauf.
Frau Eisenlöffel wird sich freuen, wenn Du ihr ein Bild von ihres Mannes Grab bringst.
Tante Pauliene ist auch da. Wir haben diese Woche auch geschlachtet. Da hat sie auch mitgeholfen. Du weißt ja, da hat sie wieder ihr kleines Töpfchen mit gebracht, um was von den
Abfällen hineinzutun. Pauliene Goth ist immer noch ein bißchen kränkerlich, aber wie wir geschlachtet hatten, war sie so munter wie ein Knirps.
Ich will jetzt Schluß machen.
Gruß von Deiner Schwester Elfriede
Viele Grüße von Eltern und Großeltern
Gruß Tante

Bitte komme bald

Die Familie nach 1945


Das Leben ging weiter. Die Großeltern von Paul (Im Türrahmen) konnten 1952 ihre Diamantene Hochzeit feiern.

Die Mutter von Paul (Foto ganz links) hat den Tod ihres Sohnes nie richtig überwunden und ist 1969 verstorben. Der Vater (Foto ganz rechts) arbeitete noch einige Jahre als Waldarbeiter und ist 1983 verstorben.


Elfriede, Pauls Schwester heiratete 1955 Werner Neu aus Niederalben und die beiden hatten 2 Töchter, Heidi und Ingetraud.

Elfriede ist bereits 1968 an einer Krankheit verstorben. Die Tochter Ingetraud baute ein Haus direkt neben dem Elternhaus von Paul und hat selbst eine Tochter.



Willi, der Pflegebruder, kehrte aus dem Krieg zurück und zog nach Bielefeld. Auf den Fotos sehen wir ihn mit seiner Familie (ein Sohn, Tochter und Schwiegersohn) und bei seinem letzten Besuch, mit 80 Jahren, in Niederalben 1997. 

Er war der Patenonkel von Ingetraud und der Kontakt zwischen den Familien besteht weiterhin.




 
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